Der Stadtpark ist für alle da

Lebhafte Diskussion über die Bebauung des Stadtgartens – Selten ist ein Interessenkonflikt zwischen zwei öffentlichen Belangen so deutlich, wie bei der Bauplanung für den Stadtgarten in der Altstadt. Auf der einen Seite die Schaffung preiswerten Wohnraums mit guter Infrastruktur, auf der anderen Seite das Ziel, eine große Grünfläche mit Zugang für die Allgemeinheit möglichst umfassend zu erhalten. Für die Köwi-Fraktion steht fest: Hier kann es kein bloßes Entweder/Oder geben. Ein Kompromiss zwischen der Absicht der Wohnungsförderungsgesellschaft WWG, mehr als 100 Wohnungen auf rund 8.000 Quadratmetern zu bauen, und dem verständlichen Wunsch der Anwohner, den Stadtpark zu erhalten, ist das Gebot der Stunde.

In der gut besuchten Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses am 14. Januar sollte es zu einer Grundsatzentscheidung kommen: Die Verwaltung hatte den Mitgliedern die Alternative vorgelegt, entweder der WWG die Grünfläche zur Bebauung zu überlassen oder die Grünfläche als solche zu erhalten. Dagegen wandte sich Köwi-Fraktionsvorsitzender Lutz Wagner: „Die jetzige Bauplanung ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Sie bedeutet im Bereich des heutigen Stadtgartens eine zu hohe Verdichtung. Und wir müssen uns, soweit dies möglich ist, an die selbst gesteckten Ziele im Integrierten Stadtentwicklungsplan und im Integrierten Handlungskonzept für die Altstadt halten, die Grünflächen in der Altstadt zu erhalten und weiterzuentwickeln.“

Er plädierte dafür, die Bauplanung noch einmal zu überarbeiten und auf das Gebäude A an der Hauptstraße, dem der Park zum Opfer fallen soll, zu verzichten. Stattdessen solle das Gebäude B östlich davon größer und senkrecht zur Hauptstraße realisiert werden sowie durch ein weiteres kleines Gebäude ergänzt werden. So müsste nur auf einen sehr geringen Teil der Wohneinheiten verzichtet werden und man könnte dabei einen zusammenhängenden Teil der heutigen Grünfläche erhalten. Wagner sprach sich außerdem dafür aus, die Straße Am Stadtgarten in die Bau- und Grünplanung einzubeziehen sowie die Tiefgarage zu verkleinern, indem statt eines ganzen nur ein halber Stellplatz pro Wohnung vorgesehen wird.

Ulrike Ries (KöWI) wies auf die problematische Klimasituation in der südlichen Altstadt in den Sommermonaten hin. „Wir brauchen und wollen mehr Sozialwohnungen, aber die Dimension auf Kosten des alten Baumbestands geht zu weit“, erläuterte sie und fügte hinzu: „In unmittelbarer Nachbarschaft entsteht ein Alters- und Pflegeheim mit 80 Pflegeplätzen, betreutem Wohnen und Tagespflegestellen. Diese Menschen brauchen den Park mit seinen Bänken und Schatten spendenden Bäumen.“ Außerdem kritisierte sie, dass der Wegfall des Kinderspielplatzes während der mehrjährigen Bauzeit nicht bedacht worden sei.

CDU und SPD versuchten ebenso wie WWG-Geschäftsführer Pätz darzulegen, dass man einen Ausgleich für den Wegfall des Parkgeländes dadurch schaffen könne, dass man die geplanten Flachdächer und Fassaden begrünt. Für die Köwis kommt das als Ersatz jedoch nicht infrage. Lutz Wagner: „Der Park hat neben der Klimaschutzfunktion auch eine soziale Funktion.“ Deshalb sollte ein zusammenhängender Teil erhalten werden. Eine vollständige Erhaltung des Parks sei allerdings nicht möglich, wolle man das Bauprojekt nicht als ganzes gefährden.

Nun soll ein Gutachten klären, wie der Ist-Stand der Grünflächen im Stadtgartenviertel ökologisch bewertet wird und wie sich ein Vergleich mit den Grünflächen im Rahmen der Bauplanung darstellt. Auf der Basis dieses Gutachtens wird es voraussichtlich im März eine erneute Abstimmung geben.